• Emanuel Raab Nachtland

Emanuel Raab Nachtland

"In der Nacht sind alle Katzen grau" räsonniert der Volksmund und meint, mit dem Einbruch der Dunkelheit verwischt sich die konkrete Greifbarkeit der Welt. Die Fotografien der Serie "Nachtland" von Emanuel Raab modellieren eine Gegenwelt zur alles verschlingenden Finsternis. Die Nacht entwickelt eine eigene Wirklichkeitsebene, eine eigene Atmosphäre, die das Reale in Richtung des Fiktiven überschreitet. Die in artifizielles Licht getauchten Landschaften sind zu Bildern gefrorene Augenblicke aus Raum und Zeit. Sie werden zur Bühne, auf der sich die universelle Geschichte der Stadt und die individuellen Schicksale ihrer Bewohner zu einem undurchdringlichen Ganzen verdichten. Die Nacht erzählt die Gegebenheiten des Tages neu, inszeniert mit dem dramatischen Potenztial des Geheimnisvollen, des potenztiell Möglichen. Sehen und erkennen wir im Licht des Tages das Gefüge der Dinge, schneidet der Blick im nächtlichen Licht das Einzelne förmlich aus der Dunkelheit heraus. Das Geschehen ist eine vorübergehende Lichterscheinung vor dunklem Grund, dessen schwarze Stellen eine andere Geschichte erzählen, die sich nicht vor den Augen des Betrachters, sondern hinter diesen abspielt. Der Blick des Fotografen scheint dabei zunächst unbeteiligt. Erst nach einer Weile schimmert hinter den exakt durchkomponierten Bildern die Faszination des Unaussprechlichen auf, die den Abbildcharakter des Bildhaften fast unmerklich unterläuft. Die Nacht eröffnet sich als magischer Schauplatz unterschiedlichster Handlungsräume, in denen sich Bedrohung, Traum, Intimität und poetische Erzählung zu einem komplexen Gefüge verdichten. Emanuel Raab, geboren 1957, studierte Fotografie und Film an der Fachhochschule für Gestaltung in Darmstadt und arbeitet seit 1984 freischaffend. Zahlreiche Ausstellungen, Medienkunstprojekte und Publikationen im In- und Ausland. Seit 2001 Professur für "Fotografie und Bildmedien" im Fachbereich Gestaltung an der Fachhochschule Bielefeld. "Raabs Buch 'Nachtland' ist ein Buch über die Dunkelheit in der Fotografie- und über die Kraft des punktuellen, künstlichen Lichtes. Es ist eine hervorragend fotografierte Hommage an die Zwischenzonen zwischen Dämmerung, Dunkelheit und Licht- und ein starkes Bekenntnis zu einer subjektiven Fotografie jenseits des allgegenwärtigen, kunstmarkttauglichen, oft so öden Dokumentarismus. (KunstbuchAnzeiger, 2003, Heft 1)


Festeinband 30 x 20 cm 88 Seiten 37 Farbabbildungen Deutsch, Englisch Nicht mehr lieferbar ISBN 978-3-933257-77-2 2002

Künstler:

Emanuel Raab

Texte:

Peter Weiermair

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